Erste KWKG Auktion am 01.12.: „Biete jetzt oder schweige für immer?!“

Die Bundesnetzagentur hat inzwischen die Regelungen für die erste Runde der KWKG Ausschreibung am 01.12.17 veröffentlicht. Damit beginnt nun die heiße Phase der Vorbereitung. Die Bieter sollten keine Zeit verlieren, die Erfahrung zeigt, dass Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Klärung von Detailfragen des Prozesses und nicht zuletzt interne Freigabeprozesse häufig länger brauchen als ursprünglich geplant. Gerade die Entwicklung einer Gebotsstrategie bereitet aktuell vielen Unternehmen Kopfzerbrechen. Was hierbei zu beachten ist, zeigen diese enerviews auf.

Wettbewerb?!
In den ersten Einschätzungen rund um die Auktion dominierte bei vielen Unternehmen der Eindruck eines schwachen Wettbewerbsfeldes. Ursprünglich lag es daher nahe, mit einem Gebot entsprechend des Maximalpreises in die Auktion zu gehen.

Aktuell ist jedoch ein Anstieg des Interesses an der Teilnahme erkennbar. Jedenfalls stehen inzwischen mehr als 100 MW Ausschreibungsmenge „in den Startlöchern“. Vor diesem Hintergrund gilt es, sich genau zu überlegen, mit welchem Gebotspreis man in die Auktion geht. In den meisten Fällen dürfte ein Gebot in Höhe des Maximalpreises nicht mehr die optimale Strategie sein.

Wie geht man nun vor, um sich dieser Fragestellung zu nähern?
Methodisch hat es sich in pay-as-bid Auktionen bewährt, hier in zwei Schritten vorzugehen, die im Folgenden erläutert werden.

Schritt 1: „Ehrlich machen“
Wichtiger noch als bisher wird eine möglichst genaue Einschätzung der Kosten-, Erlös- und Risikostruktur des eigenen Projektes. Dies bildet die Basis für die Ermittlung des so genannten Indifferenzpreises, der den Ausgangspunkt der Erarbeitung einer Gebotsstrategie darstellt. Der Indifferenzpreis ist derjenige Gebotspreis, bei dem es dem Bieter „egal ist“, ob er einen Zuschlag bekommt oder eben nicht.

Naturgemäß spielen die Kosten, insbesondere die Investitionskosten, eine gewichtige Rolle. Diese lassen sich relativ gesichert ermitteln, es gilt jedoch alle Optimierungsspielräume zu nutzen. Auktionen bedeuten Wettbewerb, jeder Wettbewerbsvorteil kann umgemünzt werden in eine höhere Zuschlagwahrscheinlichkeit oder eine bessere Projektrendite. Die Zeiten des „es passt schon“, die man hier und da beobachten konnte, sind vorbei. Genauigkeit zählt.

Im nächsten Schritt gilt es eine Abschätzung der zukünftigen Marktentwicklungen zu treffen (Strompreis, Gaspreis, Wärmeerlöse). Eine zentrale Basis einer geeigneten Gebotsstrategie ist dabei die Einschätzung der Entwicklung des Großhandelsstrompreises.

Wichtig ist, den Kalkulations- und Entscheidungsprozess zur Ermittlung des Indifferenzpreises möglichst objektiv zu gestalten. Hierbei gilt es die hausinternen Interessen im Blick zu behalten, ggf. lohnt sich der Einbezug einer neutralen Außenperspektive.

Im Ergebnis steht der, möglichst neutral ermittelte, Indifferenzpreis der Anlage. Im nächsten Schritt können dann strategische Gebotsaufschläge, also Gebote oberhalb des Indifferenzpreises, erwogen werden.

Schritt 2: „Strategische Gebotsaufschläge?!“
Festgehalten sei an dieser Stelle, dass die bekannte Projektpipeline die Nachfrage überschreitet, zumindest dann, wenn alle auch bisher noch nicht vollständig gesicherten Projekte teilnehmen. Jedoch werden voraussichtlich nicht alle bekannten Projekte schon in die erste Auktionsrunde bieten. Auch gehen viele Marktstimmen davon aus, dass strategische Gebotsaufschläge die erste Auktionsrunde prägen könnten.

Es bestehen also auch Erfolgschancen für Gebote oberhalb des Indifferenzpreises. Diese Chance gilt es zu nutzen!

Die „Kunst“ der Auktionsstrategie liegt darin, für das Projekt eine Gebotshöhe zu finden, die den jeweiligen Rendite- / Risikoappetit geeignet widerspiegelt. Dies sollte jedoch keine „Bauchentscheidung“ sein, sondern auf fundierter energiewirtschaftlicher Analyse basieren.

In einer solchen Situation ist die Festlegung einer Gebotsstrategie nicht trivial, sondern bedarf möglichst guter Kenntnisse über den Wettbewerb. enervis hat hierzu basierend auf Marktinformationen eine Datenbank zu den Projekten und Wettbewerbern aufgebaut. Im Ergebnis der Modellierung steht eine Einschätzung dazu, welche KWK-Leistungen mit welchem Gebotspreis in eine Auktionsrunde gehen können.

Abbildung 1 zeigt beispielhaft einen Output der KWK Datenbank und gibt einen Eindruck der Anzahl und Leistungsklassen (Größe der bubbles) die erfasst werden.

Prozess der Gebotsabgabe
Die Bundesnetzagentur legt nun nicht nur die Formblätter der Gebote vor, sondern beschreibt zusammenzufassend die Rahmenbedingungen.

So müssen die Bieter die Projekte im Marktstammdatenregister registriert haben. Im ersten Gebotstermin ist es jedoch ausreichend, wenn der Registrierungsantrag dem Gebot beigefügt wird.

Für jedes Gebot ist eine Sicherheit zu stellen. Die Sicherheit beträgt 70 Euro pro gebotenem Kilowatt KWK-Leistung: Die Sicherheit kann entweder zusammen mit der Gebühr überwiesen oder durch die Bürgschaft eines Kreditinstituts vorgenommen werden.

Handlungsoptionen
Gerade für „optionale Projekte“, also solche, bei denen kein zwingende Investitionsnotwendigkeit besteht, sollte die Teilnahme an der Auktion geprüft werden. So haben viele Energieversorgungsunternehmen Projektideen in der Planung, die regelmäßig abgeprüft werden, aber nicht zwingend zeitnah zur Absicherung der Wärmeversorgung von Kunden benötigt werden. Gerade für diese Anlagen ist eine Teilnahmen interessant. Bei kleineren oder größeren Anlagen kann die Dimensionierung so angepasst werden, dass die in der Auktionsteilnahme bestehenden Chancen genutzt werden können. Immerhin stellt die Teilnahme an der Auktion eine durchaus wertvolle Option dar. Die Gebühren einer Teilnahme an der Auktion liegen bei 1.138 €, insofern also eine kostengünstige Option.

Ein weiterer Punkt ist hervorzuheben: Die aktuelle Situation zeigt eindrücklich, dass eine frühzeitige Vorbereitung auf Auktionsrunden vorteilhaft ist. Dies dürfte gerade auch für die Auktionsrunde Mitte 2018 der Fall sein. Hier kann solide Planung auch ein Wettbewerbsvorteil sein, können so doch wirtschaftlichere Anlagekonfigurationen ermittelt werden. Hier kommen bei der Ausschreibung innovativer Systeme auch noch einmal deutlich komplexere Anlagenkonfigurationen „unter den Hammer“. Hier sollten die interessierten Unternehmen sehr frühzeitig in die Vorbereitung gehen, um ein abgesichertes und solide kalkuliertes Gebot vorbereiten zu können.

Eine Möglichkeit dafür bietet der enervis-Workshop „Ausschreibungen im KWKG 2017: Modellgestützter Ausblick mit dem enervis Auktionsmodell und Handlungsoptionen“ am 14.11.2017 in Düsseldorf.

Weitere Informationen zum KWKG-Auktionsmodell finden Sie hier.

enervis-Autor
Julius Ecke

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