Ergebnisse einer Auktionssimulation zur ersten KWKG-Ausschreibung im Dezember 2017

Im Dezember 2017 werden erstmals die Fördersätze für KWK-Anlagen ausgeschrieben. Klar ist: Eine Teilnahme ist grundsätzlich attraktiv, jedoch besteht bei den Marktakteuren Unsicherheit in Bezug auf die Zuschlagswahrscheinlichkeit und eine geeignete Gebotsstrategie. Auktionsmodellierungen ermöglichen die Erarbeitung einer konkreten Strategie. Vor diesem Hintergrund fassen diese enerviews die aktuellen gesetzlichen Änderungen am Ausschreibungsdesign zusammen und illustrieren die Leistungsfähigkeit von Auktionsmodellierungen für die kommenden KWK Ausschreibung. Basierend auf einem Ausblick auf die Wettbewerbssituation in der Auktion werden erste Handlungsoptionen für Investoren abgeleitet.

Ausschreibungsdesign
Die Teilnahme an der Ausschreibung ist für alle KWK-Anlagen zwischen 1 MW und 50 MW verpflichtend.

Es werden weiterhin fixe Zuschlagzahlungen auf den erzielten Börsenpreis nach dem Pay-as-Bid Verfahren auktioniert. Die erste Ausschreibungsrunde ist für den 1. Dezember 2017 angesetzt. Danach sollen zweimal jährlich am 1. Juni und 1. Dezember jeweils 100 MW an elektrischer KWK-Leistung ausgeschrieben werden. Ab der zweiten Ausschreibungsrunde ist ein Anteil von 25 MW für „innovative KWK-Systeme“ vorgesehen. Damit sind KWK-Anlagen gemeint, die in Kombination mit einer Technologie zur erneuerbaren Wärmegewinnung (z.B. Wärmepumpen oder Geothermie) betrieben werden.

Der rechtliche Rahmen sieht für konventionelle KWK-Anlagen eine maximale Zuschlagszahlung von 7 ct./kWh vor. Für innovative KWK-Systeme beträgt der maximale Fördersatz 12 ct./kWh.

Darüber hinaus gibt es eine Deckelung der geförderten Energiemengen. Um eine flexiblere Anlagenfahrweise anzureizen, wird die Förderung pro Jahr für maximal 3.500 Volllaststunden gezahlt. Nur die ersten 3.500 Volllaststunden eines Jahres erhalten also eine Förderung. Diese Vollbenutzungsstunden gilt es also in die Stunden des Jahres mit möglichst guten Strompreisen zu legen. Je nach Anlagenkonzept eine vermarktungstaktische Herausforderung.

Zusätzlich ist die absolute Förderung für konventionelle KWK-Anlagen insgesamt auf 30.000 Volllaststunden und für innovative KWK-Systeme auf 45.000 Volllaststunden begrenzt. Umgerechnet entspricht die gesamte Förderung somit bis zu 2.100 €/kW für konventionelle KWK-Anlagen und bis zu 5.400 €/kW für innovative KWK-Systeme (jeweils bei Maximalsätzen).

Es lässt sich festhalten: Zumindest die Höchstsätze der Auktionen sind durchaus attraktiv, auch wenn Verschlechterungen an anderer Stelle (Vermiedene Netzentgelte) kompensiert werden müssen.

Pönalen und Zugangsvoraussetzungen
Für die Teilnahme an der Auktion wird weder eine Baugenehmigung noch eine Genehmigung im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vorausgesetzt. Der Anlagenstandort muss jedoch in Form einer postalischen Adresse bereits festgelegt werden. An die Bieter werden somit keine sehr weitreichenden Anforderungen gestellt.

Um dennoch eine hohe Realisierungsquote zu erzielen, ist für jedes bezuschlagte Gebot eine Sicherheit von 70 €/kW zu hinterlegen. Verstößt der Bieter gegen Mitteilungspflichten oder Ausschreibungsrichtlinien oder verzögert sich die Inbetriebnahme, wird die Sicherheit vollständig oder teilweise einbehalten. Erste Pönalen greifen, wenn die Aufnahme des Dauerbetriebs später als 48 Monate nach Zuschlag erfolgt. Die Sicherheiten entsprechen bei einem Projekt mit Investitionskosten von 1000 €/kW somit etwa 7 %.

Die Zugangs- und Pönaleregelungen sind also nicht extrem restriktiv sondern insgesamt als fair zu betrachten.

KWK-Auktionsmodellierung
Mit Fördersätzen von bis zu 7 ct./kWh ist die Teilnahme an den Ausschreibungen durchaus für viele Investoren attraktiv. Vor einer Teilnahmeentscheidung gilt es jedoch, eine Einschätzung der Wettbewerbssituation zu erarbeiten.

Die Erfahrungen aus anderen Märkten, beispielsweise im Windbereich, zeigen, dass Auktionsmodellierungen eine wichtige Rolle spielen, um den Marktakteuren eine Einschätzung der Wettbewerbsintensität zu ermöglichen. Darüber hinaus bilden Sie eine konkrete Basis für Wirtschaftlichkeitsberechnungen und die Entwicklung einer Gebotsstrategie.
Vor diesem Hintergrund hat enervis ein KWK-Auktionstool entwickelt. Das Tool basiert auf Markterkenntnissen aus dem KWK-Segment und unseren weitreichenden Erfahrungen zur Auktionsmodellierung (beispielsweise aus den Windauktionen).

Das Vorgehen gliedert sich hier in drei Schritte (siehe Abbildung 1):

  1. Als Basis dienen Marktrecherchen und Informationen zur Projektpipeline an KWK-Anlagen.
  2. Darauf aufbauend kann eine Abschätzung der Kosten- und Erlössituation der einzelnen Projekte vorgenommen werden.
  3. Abschließend wird eine Simulation des Gebotsverhaltens der Marktakteure durchgeführt.

Im Ergebnis der Modellierung steht eine Einschätzung dazu, welche KWK-Leistungen mit welchem Gebotspreis in eine Auktionsrunde gehen können.

Die Durchführung einer Monte-Carlos Simulation zu Parametern der Projekte und zum Gebotsverhalten ermöglicht es hierbei, eine Bandbreite für die weitere Risikoanalyse zu ermitteln.

Abbildung 2 zeigt den beispielhaften Output einer solchen Simulation. Dargestellt sind für eine Vielzahl von Simulationsläufen die Gebotskurven. Dort wo die Nachfrage („100 MW“) die Gebotskurven schneidet, kommt es zur Markträumung. Alle Gebote mit einem niedrigeren Gebotspreis würden einen Zuschlag erhalten.

Festgehalten sei an dieser Stelle, dass die bekannte Projektpipeline die Nachfrage überschreiten kann, zumindest dann, wenn alle auch bisher noch nicht vollständig gesicherten Projekte teilnehmen. Jedoch ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend klar, welche Anlagen wirklich auch bieten werden oder in welcher Runde dies geschieht. Darüber hinaus zeigen die Simulationsläufe eine relevante Streuung. Es besteht also durchaus Fantasie auch für „spekulative“ Gebote im Rahmen des Pay-as-Bid Verfahrens.

Handlungsoptionen für Investoren
Nachfolgende Abbildung 3 illustriert die Herausforderungen bei der Erstellung einer Gebotsstrategie mit der sich Investoren nun konfrontiert sehen. Aufgetragen ist hier der Zusammenhang zwischen der Höhe des Gebots (auf der X-Achse) und der Zuschlagswahrscheinlichkeit (orange Linie). Die graue Linie repräsentiert hierbei ein Maß für die erwartete Rentabilität des Projektes im Mittelwert der verschiedenen Szenarien.

Erwartungsgemäß liegt eine Gebotsstrategie mit einer Zuschlagswahrscheinlichkeit von „100%“ (grüner Punkt) deutlich links von einer renditemaximalen Strategie mit einer Zuschlagswahrscheinlichkeit von nur noch um die 50 % (blauer Punkt). Hier liegt also ein „Trade-Off“ vor.

Erkennbar ist aber auch, dass es zwischen diesen beiden Punkten ein interessantes Feld mit durchaus stabiler Zuschlagswahrscheinlichkeit und nur wenig abgesunkener Rendite existiert. Die „Kunst“ der Auktionsstrategie liegt nun darin, für das Projekt eine Gebotshöhe zu finden, die den jeweiligen Rendite- / Risikoappetit geeignet widerspiegelt. Dies sollte jedoch keine „Bauchentscheidung“ sein, sondern auf fundierter energiewirtschaftlicher Analyse basieren.

Bei den Auktionen des KWKG sogar noch mehr als bei anderen Märkten (z.B. Wind Onshore mit gleitender Marktprämie) ist eine zentrale Basis einer geeigneten Gebotsstrategie die Einschätzung der Entwicklung des Großhandelsstrompreises. Die Ergebnisse der jüngsten Offshore Auktion illustrieren eindrucksvoll, dass dabei der Fluch des Gewinners drohen kann. Ein Phänomen, dessen sich alle Teilnehmer einer Ausschreibung bewusst sein müssen: Wer sich bei der Bewertung vorhandener Unsicherheiten in seiner Gebotskalkulation am stärksten verkalkuliert und dabei die realen Kosten bzw. Risiken unterschätzt, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ausschreibung gewinnen. Dies aber zu einem Preis, der sich später als zu optimistisch kalkuliert (d.h. für das Projekt als zu niedrig) erweist.

enervis verfügt über Marktmodelle, die zeitlich hochaufgelöste und langfristige Strompreisprognosen ermöglichen. Solche Marktmodellierungen bilden die Basis einer Gebotsstrategie und ermöglichen die Bewertung von Chancen / Risiken durch eine Szenarioanalyse. Sprechen Sie uns an, wir erörtern Ihre spezifische Ausgangssituation gern telefonisch mit Ihnen.

Fazit
Mit Fördersätzen von bis zu 7 ct./kWh ist die Teilnahme an den Ausschreibungen attraktiv, mindestens für größere Anlagen des Leistungsspektrums und Modernisierungen. Da die anteilige Einbehaltung von Sicherheiten erst nach einer Frist von 48 Monaten beginnt, ist auch eine Teilnahme von Anlagen in einem frühen Planungsstadium interessant.

Akteure mit einem gesicherten Standortzugriff sollten sich die Chance einer Teilnahme nicht entgehen lassen! Hierbei gilt es die Chance zu nutzen, dass sich in der ersten Auktionsrunde ggf. noch ein gemäßigter Wettbewerb einstellt.

Dazu wird unter anderem auch eine Einschätzung zur Marktlage in den Auktionen benötigt. enervis verfügt hierzu über eine umfangreiche Datenbasis zu den anstehenden Projekten und unterstützt sie gern mit dem enervis Auktionsmodell für KWK.

Gern diskutieren wir dieses Thema mit Ihnen bei unseren öffentlichen Workshops:

  • am 08.11. in Leipzig oder
  • am 14.11. in Düsseldorf

Alternativ stellen wir Ihnen die strategischen Implikationen mit einem Ausblick auf die Modellierung in einem Inhouse Strategieworkshop vor.

Wir unterstützen sie gern mit unserem enervis KWK-Auktionsmodell bei der Bestimmung einer geeigneten Gebotshöhe und stehen Ihnen telefonisch zur Verfügung (030 695 175 17).

enervis-Autor
Julius Ecke

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