Die KWK-Ausschreibung vom 01. Juni 2018: Sinkender Wettbewerb, steigende Preise

Im Juni hat die Bundesnetzagentur die zweite Ausschreibung von KWKG-Förderungen für KWK-Anlagen zwischen 1 und 50 MW durchgeführt. Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen ein Rückgang des Wettbewerbs und damit einhergehend leicht steigende Zuschläge. Welche Implikationen leiten sich daraus für die nächste Auktionsrunde ab?

Nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der ersten beiden Ausschreibungsrunden im Vergleich. Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen einen deutlichen Rückgang des Wettbewerbs und leicht steigende Zuschläge.

Während bei der Dezember-Auktion noch rund 225 MW an Geboten eingingen, waren in der Juni Auktion nur noch rund 91 MW zu verzeichnen. Es ist also ein deutlicher Rückgang erkennbar: Innerhalb eines halben Jahres sank die Überdeckung von 125 % der Ausschreibungsmengen hin zu einer leichten Unterdeckung von 2 % der Ausschreibungsmenge. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass die zu verzeichnende Unterdeckung nur wegen des Ausschlusses eines Gebotes aufgrund von Formfehlern stattgefunden hat.

Wie konnte es zu einer solchen Reduktion des Wettbewerbs kommen? Zuerst ist festzuhalten, dass sich von dem Angebotsüberhang der ersten Runde von immerhin rd. 140 MW nur ein Teil wieder in die Ausschreibung geboten hat. Gerade verschiedene marktbekannte, größere Projekte haben sich dabei gegen die Teilnahme entschieden. Neue Projekte waren zwar in der Ausschreibung zu verzeichnen, ihre Leistungen sind jedoch begrenzt geblieben – insbesondere auch deshalb, weil es sich um kleinere Leistungseinheiten handelt.

Einhergehend mit dem Rückgang des Wettbewerbs ist bei den Preisen ein leichter Anstieg zu verzeichnen. So stieg der mittlere Zuschlagswert von 4,05 Ct / kWh leicht auf 4,31 Ct / kWh an. Auch das letzte bezuschlagte Gebot, für die Gebotsstrategie besonders interessant, stieg von 4,99 Ct / kWh leicht auf nun 5,2 Ct/kWh an. Dabei geht die Spreizung der Gebote leicht auf. Trotz der steigenden Grenzgebote sinkt das niedrigste bezuschlagte Gebot auf nur 2,99 Ct/kWh. Die Fördernotwendigkeiten und Gebotsstrategien der beteiligten Projekte unterscheiden sich also stärker, als noch in der ersten Runde.

Dabei ist auch zu beachten, dass die zu erwartenden Erlöse am Strommarkt, insbesondere für Anlagen, die keine ETS-Zertifikate beziehen müssen, sich zwischen den beiden Ausschreibungsterminen eher verbessert haben dürften. Dies unterstreicht noch einmal den Anstieg des mittleren Zuschlagsniveaus.

Wie bereits in der ersten Runde sind auch diesmal wieder strategische Gebote erkennbar. Gebote also, deren Höhe sich nicht anhand der Kosten oder anderer fundamentaler Daten ergeben hat, sondern anhand strategischer Überlegungen. Während in der Dezember-Ausschreibung das höchste bezuschlagte Gebot vermutlich ein strategisches Gebot war (4,99 Ct/kWh), so dürfte es sich diesmal bei dem niedrigsten bezuschlagten Gebot um ein solches gehandelt haben (2,99 Ct/kWh). Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass auch unter den weiteren, von der Bundesnetzagentur nicht veröffentlichen Geboten, das eine oder andere strategische Gebot sein dürfte.

Erkennbar ist die durchschnittliche Größe der Anlagen deutlich gesunken. So waren in der Dezember-Runde noch zwei größere Projekte mit rd. 30 MW dabei; in dieser Runde fehlen vergleichbare Projektgrößen. Auch wenn aus den Veröffentlichungen der Bundesnetzagentur nicht direkt erkennbar, so ist doch marktbekannt, dass viele Projekte der 10 MW-Klasse erfolgreich teilgenommen haben, und damit vermutlich die größten Projekte darstellen. Die mittlere Leistungsgröße der bezuschlagten Projekte liegt damit nur noch bei rd. 6,5 MW.

Implikationen für die nächste Runde

Die in vielen anderen Auktionsmärkten (zumindest soweit die Regelungen nicht angepasst werden) erkennbare Zunahme des Wettbewerbs zwischen den Runden hat sich in Bezug auf die KWK-Ausschreibungen nicht fortgesetzt. Dies ist für die Branche, die erfolgreichen Teilnehmer und nicht zuletzt die zukünftigen Teilnehmer natürlich erst einmal positiv. So erscheint eine Teilnahme in den nächsten Runden nun lukrativer, als dies nach der Dezember-Ausschreibung der Fall gewesen wäre.

Eine so knappe Deckung des Ausschreibungsvolumens erweckt natürlich die (erst einmal theoretische) Hoffnung, dass man sich bei der nächsten Ausschreibung noch höher orientieren können wird. So ist nämlich bei einer unter- oder nur knapp gedeckten Auktion jedes Projekt „pivotal“, es erhält einen Zuschlag gänzlich unabhängig von der Höhe des Gebotes. Selbst bei einem Gebot in Höhe des Maximalgebots von 7 Ct/kWh hätten die Teilnehmer der letzten Auktionsrunde einen Zuschlag erhalten. Gegen solche sehr optischen Gebote spricht jedoch die anstehende Reduktion des Ausschreibungsvolumens. Dieses sinkt von rd. 93 MW in der Juni Auktion auf dann nur noch 77 MW.

Festzuhalten ist aber auch, dass während aus der Dezember-Auktion noch ein Angebotsüberhang für die Juni-Auktion verfügbar war, nun aus der Juni-Auktion kein Angebotsüberhang mehr vorhanden ist. Dies stützt einen positiven Ausblick auf die kommende Auktionsrunde.

Die Ergebnisse zeigen dabei deutlich, dass strategische „Supermarktgebote“ auch die kommenden Auktionsrunden begleiten werden und somit bei der Erarbeitung einer Gebotsstrategie berücksichtigt werden sollten.

Klar ist: Die Teilnahme an der nächsten Auktionsrunde ist auf jeden Fall hochinteressant! Den Unternehmen ist also zu raten, schnellstmöglich geeignete Projekte zu reaktivieren oder gar zu konzipieren.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme an der Auktion ist allerdings – noch stärker als zuvor -den Markt richtig einzuschätzen und hierauf aufbauend das eigene Gebotsverhalten strategisch zu optimieren. Hier haben sich Auktionsmodellierungen als das Mittel der Wahl am Markt etabliert. So konnte enervis auch diesmal erfolgreich die Marktplatzierung einiger Projekte in der Ausschreibung unterstützen.

Gern diskutieren wir dieses Thema mit Ihnen bei unserem Workshop:

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Sollten Sie Unterstützung durch Auktionssimulation oder bei der Bestimmung einer geeigneten Gebotshöhe benötigen, stehen wir Ihnen gern telefonisch zur Verfügung (030 695 175 17).

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